Andacht November 2022

Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!


Jesaja 5, 20

„Der Mensch ist frei“ hat jemand auf die Wand in der öffentlichen Toilette gekritzelt. Ist der Mensch wirklich „frei“? Kann er denn selbst bestimmen, ob, wo und wann er geboren wird?

Es sind diese scheinbar so richtigen Behauptungen, mit denen von Anbeginn der Schöpfung der Satan die Menschen zu verwirren versucht. „Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist“ (1. Mose 3, 4f). Er heißt nicht ohne Grund „Teufel“, griechisch „diabolos“ = „Verleumder“, „Verdreher“; er ist die Personifikation des Bösen in der Welt. Wobei das Böse durchaus charmant und gefällig daherkommt und seine Worte wohl zu setzen weiß. Wie die Schlange, die Eva mit der scheinbar überraschten Frage einfängt: „Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?“ (1. Mose 3, 1b), so, als könne sie gar nicht glauben, was sie da gehört hat. So, als wollte sie sagen, dass sie sich das gar nicht vorstellen kann, dass der „liebe“ Gott ein derartig unmenschliches Verbot ausgesprochen haben soll. Er wird doch wohl nicht eifersüchtig sein auf seine geliebten Geschöpfe?! Zugleich macht die Schlange den allmächtigen Gott klein und reduziert sein Vermögen auf die Fähigkeit, „Gut“ und „Böse“ unterscheiden zu können. Denn „ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist“.

Mit derartigen Methoden hat der Satan immer wieder Unruhe und Zwietracht in die Menschheit gestreut. Doch Jesus räumt auf mit den Halbwahrheiten des Satans, mit denen er die Menschen untereinander und gegen den himmlischen Vater aufgehetzt hat. In einem spannenden Dialog (Matthäus 4, 1ff) widerlegt er die durch den Teufel scheinheilig verwendeten Bibelworte. Und in einer gewaltigen Predigt, der Bergpredigt (Matthäus, Kapitel 5 bis 7), beschreibt er, wie der Mensch in Eintracht mit seinesgleichen und dem himmlischen Vater leben sollte (vgl. Matthäus 5, besonders ab Vers 21). Er kommt zu dem Ergebnis: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Bösen“ (Matthäus 5, 37).

So meinte es auch Jesaja, der in einer Folge von Weherufen (Jesaja 5, 8 ff) den Menschen ihr Fehlverhalten vor Augen stellte, unter anderem auch durch unseren Monatsspruch. Sie alle münden in dem Fazit, das Gott zu Kain spricht: „Ist’s nicht so: Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie“ (1 Mose 4, 7).

Diesem Anspruch kann kein Mensch entsprechen, niemand ist der List des Teufels, der Sünde gewachsen, keiner kann den Verlockungen des Satans widerstehen. Nur Jesus hat mit Gottes Hilfe die Schmeicheleien des Satans abwehren können (Matthäus 4, 1ff). Daher ist er unser rechter Helfer in unserem Streit mit dem Bösen. Und Jesus will uns helfen. „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken“ (Matthäus 11, 28) lädt er uns alle ein. Er beschreibt das richtige Verhalten: „lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen“ (a.a.O. Vers 29b).

Seine Hilfe können wir, kann jeder in Anspruch nehmen, auch zukünftige Generationen, denn „ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28, 20).

Ulrich Lorenz, Berlin