Andacht Dezember 2022
Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein.
Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie.
Jesaja 11, 6
„Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr“ (Lukas 2, 10f). Mit diesen Worten grüßt in der ersten Christnacht der Engel die Hirten. Jeder von diesen hatte wie wir sein Päckchen an Leid zu tragen: dem einen war die Frau gestorben und hatte ihn mit den kleinen Kindern zurückgelassen. Den anderen plagte eine Krankheit, die die Ärzte nicht in den Griff bekamen. Und wieder ein anderer wusste nicht, wie er seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen konnte. Und da waren auch noch die, die mit allen im Streit lagen und sich mit jedem zankten. Nicht zu reden von denen, die an der Welt und an Gott verzweifelten, die sich von ihrem Schicksal benachteiligt fühlten und die mit dem himmlischen Vater haderten. So wie es Hiob tat (vgl. z.B. Hiob 3). Sie alle horchten auf, als sie den Engel vom „Heiland“ sprechen hörten. Sie alle konnten jemanden gebrauchen, ja, sie sehnten sich nach einem, der ihren Klagen zuhörte, sie tröstete und ihnen aus ihrem persönlichen Schlamassel heraushalf, indem er ihnen den rechten Weg wies. Der bereit und in der Lage war, sich für sie einzusetzen. Der ihr Leben wieder heil machte.
Aber die Hirten waren nicht nur mit ihren eigenen Sorgen angesprochen, sondern sie waren zugleich Repräsentanten, und zwar nicht nur der gesamten Menschheit, sondern der ganzen Schöpfung. „Denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick seufzt und in Wehen liegt,“ sich ängstet (Römer 8, 21f). Bisher steht die gesamte Schöpfung unter dem Zeichen der Vergänglichkeit, müssen sie vergehen, alle, ob Mensch, Tier oder Pflanze, die gesamte belebte Welt, sie alle müssen sterben. Und auch die unbelebte Welt steht unter dem Zeichen der Vergänglichkeit, selbst der härteste Granit wird zu kleinen Kieseln und letztlich zu Sand zerrieben. Alles ist vergänglich. Nichts bleibt für immer.
Nur einer wurde bisher vom himmlischen Vater in die Unvergänglichkeit erhoben: Jesus, der Heiland, der in der Christnacht in die Welt kam nach der Prophezeiung des Jesaja vor rund 700 Jahren zuvor: „Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN“ (Jesaja 11, 1f). Wie König David ist auch Jesus ein Nachkomme Isais. Und so trifft Jesajas Prophezeiung auf Jesus zu. Der konnte seinen Jüngern und auch uns versprechen: „Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28, 20).
Jesus hat durch seine Reden und Predigten und durch sein vorbildliches Leben gezeigt, was Liebe ist, wie wir dem himmlischen Vater und unseren Mitmenschen und der Schöpfung angemessen begegnen. Und wo es geboten war, hat Jesus helfend eingegriffen (z.B. Johannes 11). Wie er das auch heute noch tut, wenn wir ihn im Gebet darum bitten.
Wenn wir mit Jesu Hilfe im Einklang mit Gottes Geboten leben, dann kehrt Frieden ein in unser Herz. Das gilt auch dann, wenn es uns nicht gelingt, alle Gebote und alle Anregungen des himmlischen Vaters genau zu befolgen. Jesus wird für uns beim Vater für uns bitten und der Vater wird uns vergeben. Der Frieden in uns ist der Einklang zwischen uns und dem Willen des Vaters. Durch ihn werden wir dann im Leben und im Sterben Ruhe haben. Denn wir wissen uns geborgen, so wie es im Monatsspruch anklingt: „Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie“ (Jesaja 11, 6). Und weiter heißt es „Man wird weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge; denn das Land ist voll Erkenntnis des HERRN, wie Wasser das Meer bedeckt. Und es wird geschehen zu der Zeit, dass die Wurzel Isais dasteht als Zeichen für die Völker (Jesaja 11, 9f). Die „Wurzel Isais“, Jesus, als Zeichen für die Menschheit, ist der, der alles regiert.
Ihnen allen ein gesegnetes Christfest und ein behütetes neues Jahr.
Ulrich Lorenz, Berlin