Andacht Oktober 2024

Ich schenke ihnen ein anderes Herz und schenke ihnen einen neuen Geist. Ich nehme das Herz von Stein aus ihrer Brust und gebe ihnen ein Herz von Fleisch.


Hesekiel 11, 19

Am 3. Dezember 1967 pflanzte mit dem südafrikanischen Chirurgen Christiaan Barnard erstmals in der Geschichte der Menschheit ein Mensch einem Menschen, dem Patienten Louis Washkansky, ein neues Herz ein. Die Operation dauerte vier Stunden. Zwar lebte der Transplantationsempfänger nur noch 18 Tage, aber dennoch war das Startsignal für eine beeindruckende Entwicklung in der Medizin gegeben.

Ganz anders ist es, wenn Gott dem Menschen ein neues Herz schenkt: er „transplantiert“ von innen heraus. Auch beschränkt sich Gott nicht auf das Herz, er schenkt vor allem einen neuen Geist. Wir dürfen uns das aber nicht so vorstellen, wie es im Märchen „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff geschildert wird. Da macht der Holländer-Michel den armen Köhler Peter Munk mit Schwarzwälder Kirschwasser betrunken, und als der aus seinem Rausch erwacht, hat er wunschgemäß statt eines warmen, klopfenden Herzens einen kalten Stein in der Brust. Und mit dem lebt er - zunächst - ganz zu seiner Zufriedenheit. Er erwirbt Reichtum und glaubt, damit seinem Leben einen Mittelpunkt und einen Sinn gegeben zu haben.

Ähnlich war es auch beim Volk Israel zur Zeit des Propheten Hesekiel. Die Katastrophe der Zwangsumsiedlung nach Babylon war geschehen. Man lebte nun in der fremden Umgebung ganz behaglich und verstand, sich den Gegebenheiten anzupassen. Einen Tempel für Gottesdienste wie einst in Jerusalem gab es zwar nicht mehr. Aber man sah, dass die Babylonier mit ihren Götzen offenbar ganz glücklich waren. So hörte man nicht mehr auf Gottes Gebote, man ging nicht mehr zum Gottesdienst, man arbeitete nun auch am Sonntag, man nahm keine Rücksicht mehr auf die Armen und Schwachen, und die jungen Leute fanden Gefallen an den etwas weniger prüden Sitten der Babylonier. „Schaffe, schaffe, Häusle baue“, Wohlstand erwerben und das Heute genießen wurden zum Mittelpunkt des Lebens des Volkes Israel.

Eigentlich also alles so, wie bei uns auch.

Doch bei Peter Munk stellt sich bald die Ernüchterung ein, und zwar so stark, dass er dringend sein steinernes Herz wieder zurücktauschen will. Auch wir werden unserer modernen Lebensformen nicht mehr froh. Allgemeine Schockerlebnisse, wie die brutale Gewalt durch Heranwachsende, oder Krisen, die die gesamte wirtschaftliche Struktur der Welt bedrohen, machen uns deutlich, dass etwas nicht stimmt. Manchmal genügt zu dieser Erkenntnis aber schon die Erschütterung unseres eigenen, kleinen Lebens: Wir verlieren den Job und meinen, ins Bodenlose zu stürzen.

Gott sagt uns: Ihr müsst anders fühlen und denken. Ich werde euer hartes Herz von innen her aufweichen und euch mit einem anderen Geist ausstatten. Ich sende euch meinen Sohn, Jesus Christus, „den sollt ihr hören“. Der zeigt euch den richtigen Weg. „Schaut euch die Vögel an!“ sagt uns Jesus. „Sie säen nicht, sie ernten nicht und haben auch keine Vorratsräume, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Und ihr? Ihr seid doch viel mehr wert als diese Vögel! Wer von euch kann sich denn durch Sorgen das Leben auch nur um einen Tag verlängern? ... Macht euch also keine Sorgen! Fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn damit plagen sich die Menschen dieser Welt herum. Euer Vater weiß doch, dass ihr das alles braucht! Euch soll es zuerst um Gottes Reich und um seine Gerechtigkeit gehen, dann wird er euch alles übrige dazugeben.“ (Matthäus 6, 26-33)

Gott in allen Dingen vorbehaltlos zu vertrauen, unser Leben in seine Hand zu legen und zu wissen, dass er uns ernähren, kleiden und mit allem versorgen wird, was wir brauchen, das ist der neue Geist, das andere Herz, das Gott uns geben will. Dazu bedarf es weder einer aufwendigen Operation am offenen Körper noch eines Rausches vom Kirschwasser. Es genügt, dem Vorbild Jesu zu folgen, ihm nachzuleben. „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungrig sein und wer an mich glaubt, wird nie wieder Durst haben.“ (Johannes 6, 35) Wir werden durch das neue Herz nicht nur das Leben haben, wie Louis Washkansky, auch nicht nur den Wohlstand, wie Peter Munk, sondern: „Ich bin gekommen, dass sie das Leben haben in seiner ganzen Fülle.“ (Johannes 10, 11) Und das auf ewig! Denn Jesus sagt von sich „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe.“ (Johannes 11, 25)

Ulrich Lorenz