Andacht November 2024

Wenn Jesus - und das ist unser Glaube - gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen.


1. Thessalonicher 4, 14

„Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit, ein offnes Bekenntnis bei allem Widerstreit“, so dichtet Philipp Spitta (EG 136 / GL 140). Er macht deutlich, dass wir in unserem Leben nicht umhinkönnen, klar und eindeutig Stellung zu beziehen. Das gilt für alle wesentlichen Bereiche, die unser Leben bestimmen. So müssen wir, wenn auch manchmal nur vorübergehend, z.B. uns für einen Beruf entscheiden, in dem wir unseren Lebensunterhalt verdienen wollen, für einen Menschen, mit dem wir zusammenleben wollen. Wir können vorher Informationen sammeln, uns beraten lassen, abwägen - aber entscheiden müssen wir uns dann. Sonst scheitern wir.

Das gilt natürlich auch und besonders für die Grundlage unseres Lebens. Das, was wir mit „Weltanschauung“, „Religion“ oder „Glaube“ bezeichnen, erfordert vor allem Anderen unsere Entscheidung. Wir müssen uns die berühmte Frage vorlegen, die die Jungfer Gretchen dem charmanten und eindrucksvollen Dr. Faust vorlegt, der ihr den Hof macht: „Nun sag, wie hältst du's mit der Religion?“

Der eingeschobene Satz des Monatsspruchs „und das ist unser Glaube“, ist so eine Entscheidung, die für Jesus. Der macht uns diese Entscheidung leicht. Er kommt jedem Menschen gern entgegen. Er lädt jeden ein, zu ihm zu kommen („Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Matthäus 11, 28) Er geht auf jeden zu und klopft an die Lebenstür („Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ Offenbarung des Johannes 3, 20) Mit dem heiligen Geist schärft er unsere Sinne und unseren Verstand, damit wir seine Zeichen erkennen können, ihm zu folgen.

Dann liegt es an uns, „ja“ zu Jesus zu sagen, ihm das Herz zu öffnen und sich von ihm im Leben leiten zu lassen. Seine Lebensführung reicht über unseren natürlichen Tod hinaus - das will uns der Monatsspruch sagen. Jesus wird nicht nur unser Begleiter in den Jahren und Tagen unseres natürlichen Lebens, er kümmert sich auch um uns, nachdem unser Körper gestorben und begraben ist.

Das Bewusstsein dieser ewigen Geborgenheit bei Jesus ist tröstlich für alle, die in diesem Jahr Freunde und Verwandte an den Tod verloren haben. Es hilft uns bei dem Gedenken an die Verstorbenen, die wir im November an den verschie- denen Gedenktagen (Buß- und Bettag, Totensonntag, Ewigkeitssonntag) auf den Friedhöfen besuchen, um ihrer zu gedenken.

„In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, so wollte ich zu euch sagen: Ich gehe hin euch die Stätte zu bereiten.“ (Johannes 14, 2) Wenn der himmlische Vater seinen Kindern - uns! - nicht bereits Heimstätten geschaffen hätte, in denen wir noch sein können, wenn unser irdisches Leben längst Vergangenheit ist, Jesus wäre es gewesen, uns diese ewige Geborgenheit zu schaffen. So können wir voller Zuversicht an unsere Verstorbenen denken: sie sind wohl behütet beim Vater. Und wir können auch voller Vertrauen an unseren eigenen Tod denken: wir ändern nur unsere Anschrift.

„Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit, ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit; trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum zu preisen und zu loben das Evangelium“, so dichtet Philipp Spitta. So entscheiden wir uns.

Ulrich Lorenz, Berlin