Andacht September 2023

Gott spricht: Ich habe dich je und je geliebt,
darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.


Jeremia 31, 3

Mit dem Geliebtwerden ist das gar nicht so einfach. Zumindest was das Beteuern anbelangt. So scheint es jedenfalls. Denn es gibt zahlreiche Fälle von Untreue, in denen der Ungetreue besonders häufig sagt: „Ich liebe dich!“ doch nur um das eigene schlechte Gewissen zu besänftigen.

Und dann kenne ich Frauen, die trotz (oder wegen?) der jahrzehntelangen Dauer der Ehe ihren Mann - meistens an der spannendsten Stelle des Krimis oder der Fernsehnachrichten - fragen: „Liebst du mich eigentlich noch?“

Nun muss man ja sagen, dass es schon einen Unterschied macht, ob der menschliche Ehemann brummt: „Natürlich, was soll die Frage?“ oder ob Gott sagt, wie es unser Monatsspruch berichtet: „Ich habe dich je und je geliebt. Darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“ Aber schauen wir genauer hin.

Der Vers stammt aus dem Buch des Propheten Jeremia, der miterlebte, wie das Volk Israel durch eigen Dummheit und Überheblichkeit Gott gegenüber mit der totalen Unterwerfung, der Zerstörung des Tempels und der Hauptstadt sowie der gewaltsamen Umsiedlung nach Babylon bestraft wurde. Da wäre es verständlich, wenn das Volk wie jene Ehefrau Gott fragte: „Hast du mich noch lieb?“

Ja, Gott hat sein Volk noch lieb. Und er prophezeit nicht nur dem Volk Israel eine wieder glänzende Zukunft, sondern allen Menschen. Denn statt menschliche Überheblichkeit („Wir können ohne Gott - gibt es den überhaupt?!“) mit Zerstörung und Verbannung zu strafen, hat er die von den Menschen verwirkte Strafe seinem Sohn Jesus Christus auferlegt. Und den lässt er anschließend von den Toten auferstehen, damit alle wissen: Jesus ist der Messias, der Retter der menschlichen Welt.

Die darin enthaltene Liebe Gottes ist mit menschlicher Lebenserfahrung, mit menschlichem Verstand nicht zu begreifen. „Die Botschaft vom Kreuz ist nämlich für die, die verloren gehen, eine Dummheit, aber für uns, die gerettet werden, ist sie Gottes Kraft.“ So schreibt der Apostel Paulus im 1. Brief an die Korinther (Vers 18). Nur dem Gläubigen ist dieses „Wort von Kreuz“ also zugänglich und verständlich. Wie aber kann man zu solchem Glauben kommen?

Es gehört nicht viel dazu. Aber ich muss mich entscheiden. Es gibt kein „Sowohl als auch“: entweder ich sage mit meiner ganzen Existenz „Ja, Herr Jesus, übernimm du die Herrschaft in meinem Leben“ oder ich reserviere mir noch mehr oder minder viele Bereiche in meinem Leben, in denen ich glaube, auch weiterhin allein entscheiden zu können.

Lesen wir noch einmal beim Apostel Paulus in seinem 1. Brief an die Korinther: „Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Ob aber jemand auf dieses Fundament Gold, Silber oder wertvolle Steine verbaut oder nur Holz, Heu und Stroh, das wird der Tag des Gerichts durch Feuer offenbar machen. Das Werk jedes Einzelnen wird im Feuer auf seinen Bestand geprüft.“

Und Jesus sagt uns mit der gleichen Liebe, die im Monatsspruch des himmlischen Vaters zum Ausdruck kommt: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken.“ (Matthäus 11, 28)

Ulrich Lorenz