Andacht Juni 2024
Petrus sagt: Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott auf die Person nicht sieht, sondern das ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist.
Apostelgeschichte 10, 34-35
Petrus ist ein Mensch wie du und ich. Er hat zwar vor zweitausend Jahren gelebt, aber das ist auch der einzige wesentliche Unterschied zu uns. Es geht ihm wie wohl jedem von uns: manchmal müssen wir mit der Nase deutlich auf etwas gestoßen werden, was wir eigentlich längst wissen. Da hat Gott dem Volk Israel immer wieder aufgegeben, die Fremdlinge und Ausländer zu achten und zu lieben, wie sich selbst. Und doch macht Petrus, wie auch wir, immer wieder Unterschiede. Der Nachbar ist eben nicht in erster Linie Mensch wie ich, sondern zunächst ist er Ausländer und dann - vielleicht! - auch noch Mensch.
Und noch etwas verbindet Petrus mit uns: der HERR muss einen langen Weg mit ihm gehen, damit Petrus seine Aufgabe erkennt und wahrnimmt. Seine erste Lektion hatte Petrus am Vorabend des Todes seines Herrn Jesus Christus lernen müssen als er sah, wie Jesus seinen Henkern zugeführt wurde. Mit Jesus wurden alle persönlichen Zukunftspläne des Petrus zerstört, sein Leben der letzten Jahre war sinnlos geworden und - was ihn besonders schmerzt - er, Petrus, hatte noch beim Abendmahl geprahlt, wenn auch alle anderen Freunde seinen Herrn Jesus verlassen würden, er, Petrus würde durch dick und dünn zu ihm halten. Und nun? Wie Jesus ihm vorhergesagt hatte, verriet ihn Petrus aus Angst um sein eigenes Leben „dreimal, bevor der Hahn einmal kräht“.
Und nun eine weitere Unterrichtsstunde in christlicher Lebensweise: Ein Ausländer ist es, dem Petrus begegnet. Einer von den verhassten römischen Besatzern. Sogar ein hoher Offizier! Und von dem stellt Petrus fest: Auch dieser Ausländer ist Gott willkommen. In einer spannenden Handlung erzählt uns die Bibel im 10. Kapitel der Apostelgeschichte den Hergang. Und wir erleben darin den einst so selbstbewussten Petrus ein weiteres Mal in der Rolle des Anfängers im Glauben, obwohl er doch immer meint, es richtig zu machen. Doch er wird belehrt: „Was Gott für rein erklärt hat, halte du nicht für unrein“ (Apostelgeschichte 10, 15). Viel Liebe wendet der HERR auf, um Petrus für seinen Dienst zu rüsten. Viel Geduld hat er mit ihm.
So geht er auch mit uns um. Auch wir sind oft störrisch, wie Petrus. Auch wir halten uns für stark in der Auseinandersetzung mit dem Bösen. Und auch wir versagen, wenn es darauf ankommt. Alles wie Petrus. Und wie Petrus können auch wir, dank der Liebe und Geduld, der Gnade und Barmherzigkeit, die uns von unserem HERRN Jesus Christus entgegengebracht werden, immer wieder zu ihm sagen: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebhabe.“ (Johannes 21, 16)
Zusammen mit seinem himmlischen Vater und dem Heiligen Geist sorgt unser Herr Jesus Christus ständig für uns, dass wir nicht verloren gehen. Dessen gedenken wir am Fest der Dreieinigkeit, auch Trinitatis genannt. Jesus ist bei uns, wie er vor und nach der Kreuzigung bei Petrus war. „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende,“ (Matthäus 28, 20) sagt er uns zu.
Ulrich Lorenz