Andacht August 2025
Jesus Christus spricht: Ihr urteilt, wie Menschen urteilen, ich urteile über keinen.
Johannes 8, 15
„Ihr urteilt, wie Menschen urteilen, ich urteile über keinen.“ So lautet die Losung für den Monat August.
Frage: Wie urteilen denn Menschen?
Einen Hinweis finden wir etwas früher im 5. Kapitel im Evangelium des Johannes: Jesus heilt einen seit 38 Jahren Gelähmten und - statt sich darüber zu freuen - sind die Kirchenoberen erbost. Denn Jesus hat für die Heilung die Sabbatruhe gebrochen und außerdem behauptet, Gottes Sohn zu sein. Die „oberen Zehntausend“ der Juden konnten sich nicht an der Heilung freuen, weil ihr Urteil durch ihre selbstgemachten Regeln, ihre Vorurteile, ihre Ideologien, ihre Traditionen gefiltert und getrübt wurde.
Kennen wir das auch an uns? Urteilen wir nicht auch nach dem, was wir sehen oder was wir erwarten zu sehen? Aber was „sehen“ wir denn? Es ist doch stets nur die Oberfläche, der äußere Schein, und danach bilden wir dann unsere Meinung über einen Menschen oder über eine Sache.
Dabei wissen wir genau aus eigener Erfahrung, wie ungerecht solch eine Beurteilung sein kann. Es ist bitter, von einem Lehrer, einem Chef oder dem Lebenspartner zu Unrecht getadelt, kritisiert zu werden, nur weil der äußere Schein gegen uns spricht.
„Ich glaube nur, was ich sehe“, sagen manche Menschen stolz und halten sich für besonders klug. An die wirklich entscheidenden Dinge muss man aber blind glauben, denn sie sind dem bloßen Auge verborgen. Oder haben Sie schon mal ein Gen gesehen? Aber den Genen ist die Entscheidung übertragen, ob wir Männlein oder Weiblein sind, blonde Haare haben oder Sommersprossen. Ebenso die Bits, die Grundelemente der Informationstechnik. Zwei Bits, je eines im rechten und im linken Halbbyte, entscheiden, ob wir uns über den „Morgen“ unterhalten, der vielleicht sonnig und heiter ist, oder über die „Sorgen“, die uns bedrücken.
Diese kleinen Dinge zu glauben, fällt uns Menschen leicht. Das entspricht unserem Wesen. Das Große zu glauben, fällt es uns dagegen sehr schwer. Deshalb ist der große Gott in Jesus, seinem Sohn, als Mensch klein geworden. Er hat sich unseren Maßstäben angepasst, um uns so seine große Güte und unendliche Barmherzigkeit verständlich zu machen. So wird seine große Gnade für uns wirksam, sobald wir uns ihm als unserem Schöpfer und Bewahrer blind anvertrauen.
Dann verschwindet alles Kleinliche aus unserem Leben. Statt Angst vor morgen oder der Versorgung im Alter sind wir mit Jesus sicher: Die Vögel unter dem Himmel, die nicht säen und nicht ernten und auch keine Vorräte sammeln - „und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? Wer kann denn unter euch seine Körpergröße durch Sorgen um 30 cm verlängern? ... Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden? ... Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen“ (Matthäus 6, 26 - 33).
Glauben wir groß, glauben wir Jesus! Urteilen wir nicht nach dem Anschein, sondern nach unserem Verstand und unserem Herzen! Dann erkennen wir, wie Gott Großes für uns tut.
Ulrich Lorenz, Berlin